Wir haben genug vom Bental und fahren ins Jordantal am südlichen Ende der Golanhöhen.
Shaar HaGolan
Der Versuch, uns im Lärm des Speisesaals den Kibbutz vorzustellen, gelingt nicht.
Auch nachdem wir näher gerückt sind, ist kaum etwas zu verstehen.
Nach einem dritten Versuch, geben wir an diesem Ort auf und lassen uns durch den Kibbutz führen.
Der Drachenbaum ist über und über mit dicken Dornen bestückt. Seine Samen sind in einem Wollgespinst verpackt, das an Baumwolle erinnert.
Ein neuer Versuch, den noch immer sozialistischen Kibbutz zu erklären erfolgt nun in einem anderen Raum.
An einem Gebäude war etwas von Neolithikum zu lesen. Vermutlich ist es ein kleines Museum zu den archäologischen Ausgrabungen im Kibbutz. Wir haben es uns nicht angesehen. Die Ausgrabung sehen wir auch nicht, nicht einmal von ferne.
Dieter Vieweger, den wir später auf der Reise noch kennen lernen werden, widmet im Buch Archäologie der Biblischen Welt den Funden von Scha'ar HaGolan ein ganzes Kapitel. Er erklärt dort die Periode der Jarmuk-Kultur am Beisiel von Scha'ar HaGolan. Der Yarmuk ist ein Grenzfluß zwischen Jordanien und Israel. Er mündet in der Nähe des Kibbutz in den Jordan.
In einem späteren Kapitel des Buches wird das Regionalmuseum vom Kibbutz Scha'ar HaGolan
ausdrücklich hervogehoben als ein Museum mit untrüglichem pädagogischen Sinn
.
Vermutlich ist es das unscheinbare Gebäude gewesen, an dem etwas von Neolithikum
zu lesen war. Ein Besuch dieses Museums wäre sicher ein Highlight gewesen.
Taufkitsch
Man weiß nicht, wo Jesus getauft wurde. Dem Evangelisten war das nicht wichtig. Da aber Johannes der Täufer als Prediger in der Wüste geschildert wird, nimmt man an, daß es wohl in der Nähe des Toten Meeres gewesen sein dürfte.
Pilger taten schon immer das, was die Bibel als Götzendienst bezeichnet, sie halten Orte hoch, wo es der Bibel um die Inhalte geht. So gab es eine traditionelle Taufstelle am Unterlauf des Jordan in der Nähe des Toten Meeres. Während der Zeit der jordanischen Besatzung der Westbank jedoch war diese traditionelle Taufstelle, die genauso wenig authentisch ist wie diese hier, nicht zugänglich, so daß man Ersatz für die Pilger benötigte.
Diesen Ersatz schuf man am Ausfluß des Jordan aus dem See Genezareth. Hier ist der Jordan aufgestaut und erscheint deshalb breiter als beim Zufluß. Da er aber kaum Strömung hat, fließt wesentlich weniger Wasser über den Jordan aus dem See heraus als hinein.
Das Fütterungsverbot scheint die Touristen noch zusätzlich zum Füttern der Welse anzuspornen.
Grab des Rabbi Meir Ba'al Ha'ness
Als wir zum Hotel zurück kamen fuhren Busse weise Leute zum Grab von Rabbi Meir Ba'al Ha'ness, das auf dem Nachbargrundstück zum Hotel liegt. Dies weckte mein Interesse und das meines Zimmergenossen, so daß wir beschlossen uns das anzusehen, was es da mit dem Grab auf sich habe.
Laut Ruben diensen die merkwürdigen Feuerstellen dem Verbrennen von Kerzenresten. Mehr wollte er auf unser Nachfragen, was es mit dem Grab und diesem seltsamen Feuerstellen auf sich habe, nicht verraten, denn ihm war der Rabbi äußerst suspekt.
Wenn man keine Canyons mit Wildwasser hat, betreibt man das Rafting eben, indem man sich im Gummiboot von einem rasenden Motorboot über den See ziehen läßt.
Auch die Natur hat noch so ihre kleine Refugien am Ufer des Sees, auch wenn fast alles verbaut und abgesperrt ist.
Wer sich nicht im Hotelpool suhlen will, kann hier am Stand des See Genezarths sich ein Plätzchen suchen; immerhin für ein Handtuch reicht der Platz ja an diesem Luxusbadestrand. Umso rätselhafter scheint es mir, warum ausgerechnet dieses Hotel laut offiziellem Aushang den höchsten Zimmerpreis hat. Es kann sich in nichts mit den beiden Hotels in Tel Aviv und Haifa messen.
Die Reise ist kurz, die Zeit drängt; morgen verlassen wir den Norden mit dem See Genezareth und fahren das Jordantal entlang hinauf nach Jerusalem.