Gestern kamen wir von Haifa über Akko, Rosh HaNikra und Zfat nach Tiberias; heute nehmen wir uns den nordwestlichen Teil des See Genezareths vor.
Vom eigentlichen Sonnenaufgang sieht man in dem Zimmer ganz hinten am Berg nichts, da die Sonne vom Hotelgebäude verdeckt ist.
"Heilige Stätten"
Wir besuchen die sogenannten heiligen Stätten in den Hügeln am Westufer des See Genezareths. Keine einzige dieser Stätten ist authentisch. Katholisch sind sie; mehr nicht. Ich glaube nicht, daß Jesus je freiwillig eine katholische Kultstätte betreten hätte, wenn es diese seiner Zeit schon gegeben hätte. Wie also könnten diese für einen Christen heilig sein? Und für die jüdischen Reiseteilnehmer stellt sich die Frage doch erst recht, was daran heilig sein soll.
Trotzdem dürfen sie angeblich in keinem Reiseprogramm fehlen. Warum eigentlich?
Ich würde alles, was nicht zeitgenössisch israelisch ist und keine authentischen archäologischen Ausgrabungen vorweisen kann, weglassen, weil es bestenfalls irrelevant ist.
Für ihn ist es keine heilige Stätte, sondern einfach der Ort, an dem er zuhause ist.
Angeblich soll es der Berg der Seligpreisungen sein. Archäologische Ausgrabungen mit Funden von Mitschriften der Zuhörer gibt es nicht. Auch enthalten die biblischen Texte keine konkrete Verortung, weshalb die Erklärung einer sogenannt Heiligen Stätte, daß es hier oder da gewesen sei, nicht zulässig ist. Die Texte wollen genau das nicht, sonst hätten sie ja eine konkrete Ortangabe gemacht.
Aber auch an solch einem Ort der Bibeltextverdrehung wachsen schöne Blumen und demonstrieren auf ihre Weise: Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen; sie mühen sich nicht und spinnen auch nicht. Ich sage euch aber, selbst nicht Salomon in all seiner Herrlichkeit war bekleidet wie eine von diesen.
Mit dem Bus fahren wir wieder hinab nach Kapernaum. Dort gibt es immerhin authentische Ruinen teilweise bis aus dem ersten Jahrhundert nach der Zeit. Die Interpretation der Ruinen ist nicht in jedem Fall belegbar, aber es sind zumindest archäologische Anhaltspunkte vorhanden.
Von Kapernaum wird in den biblischen Texten so berichtet, daß man vermuten kann, daß es der Wohnort Jesu war. In welchem Haus er gewohnt hat, weiß man nicht. Zum Glück wird uns auch keines als das angelbliche Haus Jesu aufgetischt.
Warum auf diesem Grundstück alles verbrannt ist, wissen wir nicht. Vielleicht hat ein Tourist eine brennende Kippe weggworfen. Wir wissen es nicht. Das Feuer ist jedenfalls noch nicht lange her, teilweise glimmt es sogar naoch.
In Zeiten der Verfolgung benötigt man die Gottesdienstutensilien auf einem fahrbaren Untersatz, damit man sie in Sicherheit verwahrt halten kann und für den Gottesdienstgebrauch schnell herbeischaffen kann.
Die Ruinen von Kapernaum stammen vermutlich aus dem Vierten Jahrhundert.
Der überwiegende Teil des Videos zeigt die Synagoge aus dem Vierten Jahrhundert.
Der Klippschliefer stammt aus dem Einundzwanzigsten Jahrhundert.
Ein Haus aus dem ersten Jahrhundert, um das herum im Fünften Jahrhundert ein Kirchenraum gebaut worden war, wird katholischer Seits als Haus des Simon und Andreas vermarktet. Heute ist es mit einem scheußlichen Beton-Ufo überbaut. Ob es wirklich das Haus Petrus war, läßt sich nicht nachweisen. Nachweisen läßt sich lediglich, daß es im Vierten Jahrhundert die Überlieferung gibt, das Haus des Petrus stehe noch wie zu seiner Zeit, und aus dem Sechsten Jahrhundert ist bezeugt, daß das sogenannte Haus des Petrus jetzt eine Basilika sei.
Selbst wenn es sich historisch tatsächlich um das Haus des Petrus handeln sollte, welche Relevanz hätte dies?
Weiter geht es wieder die Hügel hinauf nach Tabgha. Hier soll angeblich die Brotvermehrung stattgefunden haben. Die Körbe in denen laut Bibeltext die übrig gebliebenen Brocken gesammelt wurden als eventueller Beleg, daß es wirklich hier gewesen ist, hat man bislang nicht gefunden.
Im Inneren der Anlage gibt es einen Brunnen, der aus sieben Quellen gespeist wird. In ihm tummeln sich Kois und andere Zierfische. Im Schatten des Feuerbaums vor der Kirche versucht Ruben unter lautem Protest der Sperlinge uns Tabgha zu erklären und weist auch ausdrücklich auf die fehlende Historizität des Ortes hin.
In der Kirche befinden sich zahlreiche Mosaiken auf dem Fußboden.
Tiberias
Die Wirklichkeit hat uns wieder. Wir essen in einem Fischlokal am See Genezareth in Tiberias den traditionellen Petersfisch, zumindest die Fischliebhaber.
Unter den Katzen herrschen rauhe Sitten. Während wir auf unser Essen warten, ist genug Zeit zum Fotografieren, was sich hier auf dem See und an seinem Ufer so ereignet.
Da sitzt zum Beispiel dieser Vogel auf einem Stein am Wasser und läßt sich auch von den Wellen der Sportboote nicht beirren.
Neben dem Vogel sind auch Fische im Wasser zu sehen, auch eines der zahlreichen Touristen-Schiffe, von denen wir nach dem Essen ebenfalls eines nutzen werden, ist zu sehen.
Was nicht gegessen wird, wandert als Katzenfutter bzw. Fischfutter für die Welse auf die Ufersteine bzw. in den See. Entsprechend unappetitlich sieht das Ufer hier aus.
Bootsfahrt auf dem See Genezareth
Wir fahren mit dem Boot von Tiberias nach Nof Ginosar, wo wir uns das Boot aus der Zeit Jesu ansehen wollen.
Sich mal so richtig gehen lassen…
Nof Ginosar
In Bauschaum gegossen wurde das Boot geborgen, um ein Auseinanderbrechen zu vermeiden.
Zunächst sahen wir uns im Musem einen Film über die Entdeckung und Bergung des Boots an. Anschließend erzählte einer der beiden Entdecker perönlich von der Entdeckung. Diese Gelegenheit bot sich, da Ruben ihn persönlich kannte.
In einem anderem Raum des Museums ist das konservierte Boot selbst ausgestellt.
Tiberias
Den Rest des Nachmittags gibt es frei, damit man in Tiberias shoppen gehen kann, oder sonst etwas ansehen. Ich entschließe mich, von Tiberias zum Hotel zu laufen, um die Strecke fotografieren zu können.
Der helle Koloss am Hang mit der Metallgitterkonstruktion auf dem Dach, die wahrscheinlich einst das Gerüst für eine Leuchtwerbung oder eine Werbetafel war, ist das Hotel Royal Plaza Tiberias.
Die heißen Quellen des antiken Tiberias. Es wäre an Stelle des Freigangs in der Stadt genügend Zeit gewesen die heißen Quellen des antiken Tiberias zu besuchen, wo es auch große Mosaiken zu sehen gibt.
Bei den beiden Rundbögen kommt in geringen Mengen heißes Wasser aus dem Boden und fließt dann links an der Palme vorbei, um in dem Graben im Bild vordergrund, von dem man nur die obere Steinbegrenzung sieht, von links nach rechts aus dem Bild zu fließen.
Die Wasserrohre leiten vermutlich Salzwasser von Salzwasserquellen im See am See vorbei in den Jordan, da der See als Trinkwasserreservoir benötigt wird.
Nachdem heute das nordwestliche Ufer des See Genezareths unser Schwerpunkt war, soll es morgen in den Golan gehen.