Nach der etwas mehr als einstündigen Busfahrt kommen wir im Museum des Atlit Detention Camp an.
Einige Menschen, die ich auf früheren Reisen nach Israel kennen gelernt habe, von denen aber nicht mehr alle leben, waren von den englischen Besatzern aufgegriffen und zunächst hier in Atlit untergebracht worden. Aus diesem Grund war mir der Besuch von Atlit ein wichtiger Programmpunkt. Zu den nicht mehr lebenden Menschen früherer Reisen, die hier in Atlit waren gehört z.B. Uri Landau vom Kibbutz Schluchot; er spricht im zweiten Teil des Videos. Soweit mir bekannt ist Shlomo Samson ebenfalls aus dem Kibbutz Schluchot noch am Leben. Er hält einen Vortrag in diesem Video im Kibbutz Schluchot 2010. Von ihm ist auch das hoch interessante Buch "Zwischen Finternis und Licht", das eine Autobiographie von ihm enthält. Es endet mit Atlit. Das Buch ist sehr empfehlenswert.
Der Empfang mit dem Stacheldrahtverhau ist martialisch, erinnert stark an die verblaßten Erinnerungen in diversen KZs im Rahmen von Klassenfahrten der Schulzeit. Aber es ist kein KZ, umso wichtiger ist es möglichst im gleichen Jahr auch Auschwitz zu besuchen, um sich des Unterschieds bewußt zu werden.
Da solch ein Museumsbetrieb Geld kostet, benötigt man auch Sponsoren.
Alle Baracken in diesem Bild sind rekonstruiert.
Diese Desinfektionsbaracke ist das einzige Gebäude, das restauriert und nicht rekonstruiert wurde, das also noch aus der Zeit der englischen Besatzung stammt. Alle anderen Gebäude sind nicht erhalten geblieben und daher teilweise rekonstruiert worden.
Ob die Eisenbahnwaggons an die Zeit vor der Flucht in das Gebiet der englischen Besatzung erinnern sollen, oder ob die aufgeriffenen Flüchtlinge von den englischen Besatzern damit nach Atlit verfrachtet wurden, ist mir nicht bekannt. Mit Nußschalen wie diesem kleinen Schiff riskierten die jüdischen Flüchtlinge bei der fahrt über das Mittelmeer ihr Leben, um es vor den Mördern in Europa in Sicherheit zu bringen.
Atlit sitzt mitten in den Sanddünen direkt am Meer. Damit keiner der jüdischen Flüchtlinge aus dem Lager ausbricht, war es nicht nur mit den martialischen Stacheldrahtzäunen umgeben, sondern auch von zahlreichen Wachtürmen beobachtet.
Da oben auf der Düne entgeht ihm nichts.
Nachdem wir das hinsichtlich seiner Größe überschaubare Gelände durchschritten haben, gelangen wir zu einem Schiff jener Zeit, das zwar selbst nicht als Schiff zur Überführungen von Flüchtlingen in das Gebiet der englischen Besatzung diente, das aber baulich solchen Schiffen entspricht.
Zum jetztigen Zeitpunkt des Fotografierens, weil ich noch nicht, daß die hölzernen Aufbauten Toiletten sind; dies erfahren wir aber späte, bei der Führung im Schiff.
Einige Menschen, die ich auf früheren Reisen nach Israel kennen gelernt habe, von denen aber nicht mehr alle leben, waren von den englischen Besatzern aufgegriffen und zunächst hier in Atlit untergebracht worden. In der Multimediapräsentation, die insbesondere auf dem Schiff aus jener Zeit, dargeboten wird, klingt das irgendwie nach Hans Albers Romantik; in den Schilderungen der Zeitzeugen jedoch war es auf den Schiffen grauenvoll.
In den Erklärungen der Dame, welche die Führung durchführte kan das sehr viel neutraler und nicht so kitschig verklärt herüber. Sie schilderte dies alles sehr sachlich und kompetent.
Diese auf Deck aufgestellten Bordtoiletten sind alles andere als unauffällig. Wahrscheinlich hat man sie vor Erreichen von Küsten nahen Gewässern über Bord geworfen um nicht sofort als Flüchtlingsschiff erkannt zu werden.
Ein Aufenthalt an Deck während die englische Luftaufklärung über die Schiffe flog, war undenkbar, da dann die Tarnung sofort aufgeflogen wäre.
Die Spülbecken zum Reinigen des Gischirr der vielen Flüchtlinge waren hier im Bereich des Heck an Deck montiert.
Das waren keine Luxuskreuzfahrten ins Heilige Land.
Wir verlassen das Schiff und schreiten wieder in Richtung Lagereinang, um dort dann die Baracken zu besichtigen.
Ich bin mir nicht sicher, ob wir alles gesehen haben. Wir waren definitiv nicht in jedem der wenigen Gebäude. Besonders eindrucksvoll ist die Schilderung in der Hygienebaracke, dem einzigen noch original erhaltenen Gebäude.
Die Hygienebaracke ist das erste Erlebnis der von den englischen Besatzern aufgegriffenen KZ-Flüchtlinge. Hier müssen sie alle Sachen abgeben – wie im KZ –, sich nackt ausziehen – wie bei der Ankunft im KZ –, werden mit DTT eingestäubt – wie im KZ –, müssen nackt zum Duschen – wie im KZ – und wissen nicht, ob sie in den Duschen vergast werden, wie im KZ.
Atlit ist kein KZ; sie wurden nicht vergast. Aber nachdem man dem Tod im KZ entronnen war nun all diese so ähnlichen Verfahrensschritte wie im KZ, welch ein Schock!
Alle Sachen, die sie mitbrachten, wurden in diese riesige Dampfwaschmaschine gestopft und mit heißem Dampf desinfiziert. Koffer, Kleidungstücke, alles.
Was die Hitze nicht aushielt, war dann eben Müll, aber eben desinfiziert.
Neben der Hygienebaracke besichtigen wir noch eine Schlafbaracke, adere Gruppen besichtigen auch andee Gebäude.
Atlit ist kein Luxus-Hotel, entsprechend fallen die Schilderungen der Flüchtlinge auch aus.
Durch Aufhängen der wenigen Habseligkeiten an der Decke, versuchte man den Verbiß durch Nagetiere in den Griff zu bekommen.
Eingravierungen der Insassen.
Wir fahren weiter nach Lochamei HaGettaot